Wussten Sie, dass Staatsbankrotte keine seltenen Ereignisse sind und dass Schweden während des 2. Weltkrieges seine Neutralität der Bürger selbst durch Comics unterstützen wollte? Das sind sozialwissenschaftliche Themen, die im neuen Onlinemagazin Katapult nachzulesen sind, das seit einigen Tagen online ist.
– Von Anja Goritzka –

An der DDR-Außengrenze wurden etwa 800 Menschen innerhalb von 28 Jahren getötet. Zu Recht wird dieser Opfer regelmäßig gedacht. Am 19. April 2015 sind etwa genauso viele Menschen an einem einzigen Tag gestorben. Worüber die großen deutschen Zeitungen zwei Tage danach berichten, hat das Katapult-Magazin in einem Beitrag ausgewertet. http://katapult-magazin.de/de/artikel/artikel/fulltext/keine-toten-im-mittelmeer/ Quelle: Katapult-Magazin
Trockene Fakten populär aufbereitet für alle Interessierte. Der Clou: Visuell werden die Artikel nicht durch Fotos, sondern durch Karten und Infografiken unterstützt. Die Absolventen der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald Sarah Podszuck und Benjamin Fredrich hatten die Idee dazu und belegten sogar beim UNIQUE Ideenwettbewerb der Universität im Bereich Studierende 2014 den zweiten Platz (Wir berichteten). Hinzu kam ein einjähriges Existenzgründerstipendium vom Bundeswirtschaftsministerium und dem Europäischen Sozialfonds.
Für Benjamin Fredrich war früh klar, dass er ein Magazin gründen werde: „Durch Sarah wurde es dann konkret. Warum nicht mal ein Thema aufgreifen, für das noch keine populärwissenschaftliche Zeitung existiert?!“ Klar werde überall über Wissenschaft und Forschung berichtet, doch Politikwissenschaftler würden meist nur zum Thema Wahlen herangezogen. Zudem seien die sozialwissenschaftlichen Blätter meist teuer und deren Inhalt eben nur für Wissenschaftler verfasst. Dabei gebe es genügend Themen im sozialwissenschaftlichen Bereich, die interessant und von Bedeutung sind, sind die beiden überzeugt. Zudem könne man auch sozialwissenschaftliche Themen gut mit Hilfe von Infografiken und Karten visualisieren.

Sebastian Vásic, Sarah Podszuck und Benjamin Fredrich (v. l. n. r.) bei der Abschlussveranstaltung des UNIQUE-Ideenwettbewerbs 2014 an der Universität Greifswald. Foto: Universität Greifswald
„Das Magazin wird es aber nicht nur online geben“, verrät Benjamin Fredrich: „Dafür sind die Karten viel zu schade.“ Derzeit ist es für Verlage möglich, die Infografiken zu erwerben, und eine Printausgabe von Katapult ist in einem Jahr geplant. Dennoch entschloss sich das Team, erst einmal online zu beginnen. „Die Zeit dafür ist gerade günstig“, räumt der 27-Jährige weiter ein. Die Artikel auf der Seite werden von Sozialwissenschaftlern selber geschrieben. „Wissenschaftler zu finden, sie für unser Magazin zu gewinnen und überhaupt inhaltliche Ideen zusammen zu tragen, ist Aufgabe der Redaktion“, erzählt Sarah Podszuck. Lektoren und Übersetzer kümmern sich um fremdsprachige Texte und Benjamin Fredrich erstellt die aufwendigen Karten. Das Magazin soll mehrsprachig angeboten werden, neben Deutsch, Englisch und Russisch sind französische und polnische Ausgaben derzeit in Planung.
Der Name hat übrigens nichts zu bedeuten. „Ich werde immer wieder gefragt, ob es eine Bedeutung hat, à la ,Wir schleudern das sozialwissenschaftliche Wissen raus in die Welt‘. Das hat er nicht! Er ist keine Metapher“, räumt Benjamin Fredrich ein. Dennoch klang er in der Ausarbeitung des Projektes unverbraucht und einprägsam, weshalb sie sich dafür entschieden. „Und: Der Name ist keine sinnfreie neue Wortschöpfung“, unterstreicht der Politikwissenschaftler.
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