„Nur langweilige Frauen haben blitzsaubere Wohnungen.“ Wer spontan schmunzelt, ist schon auf dem richtigen Weg und wird, wenn er das Mottomini von Kristina Schürmann dazu sieht, schallend lachen. Okay, sagen wir lächeln – wir sind in Mecklenburg-Vorpommern. Die in Siegen geborene Kunstpädagogin Kristina Schürmann entwickelt rund um die kleinen Figuren für H0-Modelleisenbahnen witzige Schaustücke. Außerdem näht sie Tolles und Praktisches aus alten Radschläuchen.
– von Manuela Kuhlmann –
Wichtig ist ihr, dass sie immer Fundstücke benutzt, um die Mottominis herzustellen. „Ich kann ganz schlecht etwas wegwerfen, wenn ich denke, dass man daraus noch etwas Tolles machen kann“, sagt sie mit einem Seufzen. So kommt es, dass sich die kleinen Figuren – samt Motto – mal in Gläsern, mal auf Steinen oder auf alten Blechdosen tummeln. Nur klein sollen sie bleiben, damit sie auch in jede Wohnung passen. Kristina Schürmann weiß, wovon sie spricht. „Ich habe keine Arbeitsräume und wenn ich meine Sachen mache, dann ist das Wohnzimmer schon einmal für 14 Tage blockiert.“ Die Mottos findet sie in Zeitungen, aus Erzählungen und vor allem im wahren Leben.
In dem ist Mitarbeiterin einer kleinen evangelischen Grundschule in Kavelsdorf bei Rostock und macht dort neben Deutsch, Sachunterricht, Experimentieren und Kunst auch die Schulhausgestaltung und eine AG – Upcycling. Wen wundert es? In unserer Hansestadt hat sie ihre Heimat gefunden. Sie schwärmt von Mecklenburg-Vorpommern: „Ich will hier nie wieder weg!“ Schnell sei sie hier heimisch geworden und habe ein großes Netzwerk aufgebaut. Die Gründung einer eigenen Schule – ein Traum, den sie vielleicht nur hier realisieren konnte. „Hier gibt es noch Platz und Raum für Kreativität“, schätzt sie ein.

Nützliches aus alten Radschläuchen findet man in der Produzentengalerie artquarium in Rostock. Foto: Manuela Kuhlmann.
Ein Jahr lang hat sie in den Niederlanden gewohnt. Aus Holland stammt auch ihre zweite Werkel-Leidenschaft. Natürlich hat das mit Fahrrädern zu tun! Denn der Werkstoff ihrer Träume sind Fahrradschläuche. Natürlich ausgediente. Davon gab es in Holland mehr als genug. Unter dem Titel Velodesign fertigt sie Handtaschen, Kalendereinbände, Handyhüllen, Laptoptaschen, Gürtel oder Espandrillos.

Nein, Kristina Schürmann hat keine blitzsaubere Wohnung, sondern ein interessantes Hobby. Foto: Manuela Kuhlmann.
„Das Material ist fantastisch“, sagt sie und automatisch reiben ihre Finger aneinander. Es sei praktisch unkaputtbar, wasserfest und von toller Haptik. Dass sie meint, was sie sagt, unterstreicht ihre kleine schwarze Handtasche, die sie bei sich führt. Natürlich Velodesign. Die ausgedienten Schläuche bekommt sie von zwei Radhändlern der Gegend, die sich freuen, den Sondermüll für eine neue Verwendung abgeben zu können. „Man kann es in der Maschine waschen, in den Trockner geben und mit einer Industrienähmaschine bearbeiten, erklärt sie. Bei dieser Arbeit entspannt sie. Mit den Händen etwas zu erschaffen, sei immer etwas Besonderes. Auftragsarbeiten übernimmt sie nicht so gern. „Ehrlich gesagt, setzt mich das etwas unter Druck, ob es dann auch gefällt.“ Sie freue sich mehr, wenn sich Besucher der Produzentengalerie artquarium im Barnsdorfer Weg in ihre Stücke verlieben. Dort werden übrigens auch ihre Mottominis verkauft. Das beliebteste von den insgesamt 60 Mottos ist übrigens das mit der nicht existenten blitzsauberen Wohnung. Und nun, nachdem wir Frau Schürmann kennen gelernt haben, ahnen wir, dass ihre Wohnung nicht blitzsauber ist.
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