Seit fast drei Jahrzehnten begleitet Dennis Burmeister die Geschichte der englischen Band Depeche Mode und sammelt alles, was ihm dazu in die Hände fällt. Entstanden ist dabei eine der größten Sammlungen über die Musikhistorie der englischen Band. Zusammen mit dem Leipziger Sascha Lange hat der aus Malchin stammende Dennis Burmeister im Jahr 2013 mit Depeche Mode : Monument eine umfangreiche Werkschau in Buchform herausgebracht, welche mittlerweile in sieben Sprachen erschienen ist. Jetzt legen sie mit Behind the Wall: DEPECHE MODE-Fankultur in der DDR“ ein zweites Buch nach, in dem sie sich einzig der besonderen Fankultur in der DDR widmen.
– Von Manuela Heberer –

Es gibt vielleicht niemanden, der so viel Material über Depeche Mode zusammengetragen hat, wie er – Dennis Burmeister aus Malchin. Foto: Dennis Burmeister
Er sei nur ein Fan von vielen, einer, wie tausende andere auch – für Dennis Burmeister gehörte der Kult um die Pop-Band Depeche Mode Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger einfach dazu. Er hörte die Musik, stylte sich entsprechend und fing an, alles zu sammeln, was ihm im Zusammenhang mit der Band in die Hände fiel – als Mitglied im Neubrandenburger Fanclub immer nah dran. Eine Leidenschaft, die jedoch die Teenie-Zeit überdauerte. Heute enthält seine Sammlung mehrere tausend physische Tonträger, dazu kommen beinahe sämtliche Promotion-Artikel, T-Shirts, Pappaufsteller, Plakate. Es gibt vielleicht niemanden, der so viel Material über die englische Band zusammengetragen hat, wie er. Insgesamt mehr als 10.000 Exponate. Dabei sieht man ihm die Sammelleidenschaft nicht an: Keine Poster an der Wand, keine Devotionalien im Regal. Er hütet seinen Schatz sorgfältig archiviert und geordnet in Kisten.
Es begann bei Mute Records
Gewachsen ist er über fast drei Jahrzehnte. Doch er sollte nicht im Verborgenen bleiben. Anne Haffmans, seinerzeit Labelmanagerin von Mute Records Deutschland, dem Plattenlabel von Depeche Mode, war in den 2000ern die erste, die das Potential ahnte. „Anne sagte mir schon damals, dass man aus dieser nahezu lückenlosen Sammlung irgendwas machen müsste“, erinnert sich Dennis Burmeister. Ein paar Jahre später traf er im Büro von Mute Records in Berlin dann den Leipziger Autor und Historiker Sascha Lange, der Informationen für eine Dokumentation über Depeche Mode suchte. Mit dem Material von Dennis Burmeister und den Recherchen von Sascha Lange erarbeiteten beide schließlich einen über 400 Seiten starken Bildband über den künstlerischen Werdegang von Depeche Mode unter dem Titel Depeche Mode : Monument. Ein Kapitel dieser umfangreichen Werkschau heißt „Behind the Wall“. „Wir merkten damals schnell, dass wir zur Fankultur in der DDR immens viel Material hatten, welches wir nicht ansatzweise in Monument zeigen konnten“, sagt Dennis Burmeister. „Schon damals war uns klar, dass daraus sicher mal ein weiteres Buchprojekt entstehen würde.“
Eingeschlagen wie eine Bombe

Depeche Mode-Fans vor der Berliner Seelenbinder-Halle, wo 1988 das erste und einzige Konzert der Band in Ostberlin stattfand. Quelle: Dennis Burmeister/Behind the Wall
Nun ist es also soweit: Am 7. März 2018, auf den Tag genau dreißig Jahre nach dem ersten und einzigen DDR-Konzert von Depeche Mode in der Ost-Berliner Werner-Seelenbinder-Halle fand die Buchpremiere zu Behind the Wall: DEPECHE MODE-Fankultur in der DDR in der ausverkauften Berliner Wabe, dem einstigen Treffpunkt der Fanszene Ostberlins, statt. Am 7. April macht die Lesetour nun Station im Rostocker Zwischenbau. Wie beim ersten Buch ist der Hype ungebrochen, beinahe alle Termine der Tour in Berlin ausverkauft, überhaupt seien für die Hälfte der Lesungstermine keine Karten mehr zu bekommen. Man hätte damit rechnen können: Schon „Monument“ war eingeschlagen wie eine Bombe, das Berliner Babylon-Kino bei der Premiere ausverkauft. „Den Laden kriegen manche Bands nicht voll und plötzlich sitze ich da vor den ganzen Leuten. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Zum Glück hatte ich die ganze Zeit das Scheinwerferlicht im Gesicht, sonst hätte ich mir vor Aufregung noch in die Hose gemacht“, erinnert sich Dennis Burmeister. Ununterbrochen klingelte damals das Telefon. „Dieser Personenkult um mich, den großen Sammlerfreak, den Super-Fan, das war mir aber einfach zu viel. Ich bin nur ein Fan von vielen, sehe mich in keiner Sonderrolle.“ Auch deshalb hält er sich dieses Mal lieber im Hintergrund, ist nur zu einigen ausgewählten Terminen dabei. Die Lesung in Rostock, im eigenen Bundesland, gehört dazu. „Ich kann meinem Freund und Kollegen Sascha gar nicht genug dafür danken, dass er die meisten Pressetermine und Interviews übernimmt.“
Mit Überwachungsfotos der Stasi
Zwei Jahre lang haben Dennis Burmeister und Sascha Lange für ihr zweites Buch recherchiert, Interviews geführt, Fotografen und Zeitzeugen ausfindig gemacht. Sogar in Stasi-Archiven haben sie nach Quellen gesucht. So finden sich in dem Buch auch Überwachungsbilder der Staatssicherheit von Fans auf Depeche Mode-Partys in Annaberg. Etliche Fotos stammen aus dem eigenen Fundus, spiegeln ganz persönliche Erinnerungen und Erlebnisse der Autoren wider. Andere stammen von alten Freunden oder von Fans, die mittlerweile zu Freunden geworden sind. Zu fast jedem Bild kann Dennis Burmeister eine Geschichte erzählen. Solche Geschichten finden sich auch im Buch, Erinnerungen, persönliche Wahrnehmungen der Autoren aus der Zeit damals. Wohl das macht den Erfolg auch dieses Buches aus: Es wurde von Fans selbst geschrieben, nicht von unbeteiligten Musikjournalisten. „Insofern ist es auch nicht nur ein Buch von Sascha und mir, sondern auch von allen Fans, die sich in irgendeiner Form daran beteiligt haben.“
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